Unser Liebesbriefarchiv ist deutschlandweit das einzige Archiv seiner Art. Es hat sich die Bewahrung der einzigartigen Quelle privater und authentischer Liebesbriefe als wertvolles Zeugnis der Liebes- und Alltagskultur zur Aufgabe gemacht – eine Quelle, für die bis heute kein staatlicher Sammlungsauftrag existiert.

Unser Archiv dokumentiert auf eindrückliche Weise, wie sich private Schriftlichkeit im Laufe der Zeit verändert. Gerade, weil Liebesbriefe in weiten Kreisen der Gesellschaft geschrieben wurden und werden, bieten sie einen einmaligen Einblick in Schreibnormen und den Alltag nicht nur von Individuen, sondern ganzer Milieus, Altersgruppen und Geschlechter.

Geschichte und Werdegang des Liebesbriefarchivs

Gegründet wurde unser Archiv von der Sprachwissenschaftlerin Prof. Dr. Eva L. Wyss, die sich im Zuge ihrer Forschungsarbeiten mit Liebesbriefen befasste. Ihr fiel auf, dass sich bisher hauptsächlich mit Liebesbriefen großer Literat*innen beschäftigt wurde, wohingegen der private Liebesbrief in der Sprachwissenschaft geradezu inexistent war.

Noch in Zürich ansässig rief Eva Wyss 1997 in Zeitungen dazu auf, Liebesbriefe einzusenden. Ziel war es, reale und authentische Briefe aus der Mitte der Gesellschaft wissenschaftlich zu untersuchen und somit die bis dahin bestehende Forschungslücke zu schließen. Durch diese Aufrufe erhielt Eva Wyss binnen eines halben Jahres über 2500 Liebesbriefspenden. So startete 1998 das Forschungsprojekt Liebesbriefarchiv, das mithilfe des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) von 1999 bis 2004 gefördert wurde. Das damalige Züricher Liebesbriefarchiv (ZLA) war geboren.

November 1997: Ein Aufruf zum Spenden von Liebesbriefen geht durch die Zeitung

Mit ihrem Ruf an die Universität Koblenz-Landau 2013 zog auch unser Liebesbriefarchiv mit einem damaligen Bestand von ca. 6000 Briefen nach Koblenz in die dortige Universitätsbibliothek um. 2014 kam zusammen mit der TU-Professorin Dr. Andrea Rapp das weitere Professionalisierungs- sowie Institutionalisierungsvorhaben hinzu: Seit 2015 wird sich um die Digitalisierung und Erschließung des stetig wachsenden Bestandes des Liebesbriefarchivs bemüht. Vorangetrieben wird dies u.a. von unserem Team in Eigenleistung, gemeinsam mit Studierenden in Lehrveranstaltungen sowie in zahlreichen Qualifikationsarbeiten.

Mit dem 2021 gestarteten Citizen-Science-Projekt Gruß & Kuss – Briefe digital. Bürger*innen erhalten Liebesbriefe, gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), laden wir zusätzliche alle interessierten Bürger*innen dazu ein, sich an der Erforschung und Digitalisierung unseres Liebesbriefarchivs zu beteiligen. Die Projektförderung durch das BMBF endete offiziell im März 2024 mit einer Gruß & Kuss-Abschlusstagung. Aufgrund der großen Nachfrage aus der Bevölkerung wurde das Unterfangen von der TU Darmstadt in Eigeninitiative bis Ende September verlängert und es werden weiterhin bürgerwissenschaftliche Veranstaltungen durchgeführt.

Im Juni 2024 wurde die Forschung und Arbeit des Liebesbriefarchivs mit dem Institutionenpreis des Kulturpreises Deutsche Sprache 2024 ausgezeichnet.

Bis heute werden die Originalbriefe in der Universitätsbibliothek Koblenz langfristig archiviert, während das digitale Archiv in Zusammenarbeit mit der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt (ULB) aufgebaut wird.

UB Koblenz
Universitätsbibliothek Koblenz

ULB Darmstadt
Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt

Das Spenden von Liebesbriefen ist nach wie vor jederzeit möglich. Somit wächst das Liebesbriefarchiv stetig weiter und umfasst aktuell ca. 49.456 Liebesbriefe aus 67 Ländern und vier Jahrhunderten – beginnend mit dem ältesten Brief von 1715 und endend mit dem jüngsten aus 2022 (Stand September 2024).

Möchten Sie uns Ihre Liebesbriefe spenden? Dann informieren Sie sich hier: