Auf dieser Webseite findet sich eine Auswahl an Liebesbriefen unterschiedlicher Medien- und Briefgattungen im historischen Lauf durch die Jahrzehnte des LBA mit einer Fokussierung des Forschungszeitraums 1880 bis zum Ende des 20. Jh. Aus rechtlichen Gründen wurden einige Namen und Orte anonymisiert. Dies wird in den Transkriptionen durch entsprechende Angaben in eckigen Klammern angezeigt. Ebenso werden Kommentare zu den Transkriptionen hier in eckigen Klammern angegeben. Die Briefscans können durch einen Klick in einem weiteren Fenster in Originalgröße geöffnet werden.
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Briefbeispiel 1: LB_00103_0004
Metadaten
Briefscans
Transkription
Oggersheim 14/1/1886.
Meine Liebe gute Lisette!
Schon gestern Abend
sollte dieser Brief von Stapeln
laufen, aber es ging nicht.
Selbst heute, wo ich mich
etwas wohler fühle, mußt
du Rücksicht gebrauchen gegen
mein Geschreibsel. (…)
(…) zu müde, aber ausruhen
könnte ich bei dir und
es würde mir dann
wieder heller, klarer
und vernünftiger im
Gehirn. Ich freue mich
u. sehne mich danach bis
Sonntag wieder bei dir zu
sein u. will mich recht
ausruhen bis dahin, damit
ich wieder einen ordentlichen
Kopf mache. Heute
aber nimm mir’s nicht
übel, daß ich so dreigedreht
bin. Mitt dem 1/2 3 Uhr
Zug werde ich nach Hasloch
kommen.
[- Am linken Rand von oben nach unten -]
Grüße alle Vater, Mutter, Großmutter u. Philippel
recht herzlich von mir und nimm selber
innigen Gruß u. Kuß von deinem dich liebenden
Heinrich. [- Ende Randbeschriftung -]
Briefbeispiel 2: LB_00097_0001
Metadaten
Briefscans
Transkription
Neuötting, den 1/4 92.
Mein theuerer
vielgeliebter Freund Oskar.
Um meinem Versprechen
nachzukommen theile ich Dir rasch
einige Zeilen mit. Meinen
Plan wegzureisen von München
führte ich nun allerdings aus.
Doch nicht nach dem Orte, wo ich
im Sinn hate, sondern zu meiner
Tante nach Neuötting; ich werde
nun für mehrere Wochen in
stiller Einsamkeit verleben. (…)
(…) wieder nach München zurückkehrst,
verbleibe ich deine sich auf
baldiges Wiedersehen
freuende, Dich herzlich
grüßend u. küssende
liebe Freundin Emma.
[- Einschub mit Rahmen links -]
jedoch recht langen Briefe [- Ende Einschub links -]
[- Einschub mit Rahmen rechts -]
bitte, um recht baldige Antwort [- Ende Einschub rechts -]
Ich kehre wahrscheinlich im
Monat Mai nach München
zurück u. hoffe dort sicher meinen
süssen Oskar wiederzufinden.
Entschuldige bitte meine schlechte Schrift,
den ich konnt nur rasch in Abwesenheit
meiner Tante einige Zeilen schreiben.
Meine Adresse. Therese Sibler bei
Therese Zauner,
abzugeben in der
Pallaufischen Wollspinnerei in Neuötting
a/Inn.
Briefbeispiel 3: LB_00132_0003
Metadaten
Briefscan
Transkription
[- Briefkopf des Hotels -]
E. Ketterer,
Gasthof zum Adler . Post,
Neustadt
Telephon-Anschluss Nr. 14
[- Ende des Briefkopfs -]
Meine liebe gute Bertha!
ich schrieb Dir heute schon einige Karten,
& jedesmal beschlich mich das Angstgefühl mit
dem Gedanken: „Ob wir uns wiedersehen?“ –
Aber gelt Du meine süße herzige Bertha wirst
beten, daß wir uns wiedersehen! Es hat mich
Trähnen gekostet, wissen zu müssen, daß ich mich
von Dir meiner süßen Bertha nicht mehr verab-
schieden konnte. Wenn es nun des großen Gottes
Wille ist [- unleserlich -]ehen wir un[- unleserlich -] bald wieder.
Ich kam heute Abend 7 Uhr hier in Neustadt
an, es ist großartig schön gelegen, mitten im
Wald. Ich reise morgen Früh jedoch wieder weg. –
Wenn Du mir jetzt so schreibst, daß Dein Brief
am Sonntag Früh fortgeht in Mannheim, so
kannst Du mir auf nachstehende Adresse schreiben
Außerdem gebe ich Dir lieber noch Adresse mit.
Empfange für heute noch tausend Grüße &
Küsse
Dein Dich liebender Max
Max Oberdorfer
z.Zt. Luzern, Schweiz
Hauptpostamt
Briefbeispiel 4: LB_00207_0004
Metadaten
Briefscans
Transkription
Flurlingen, 8. März 16.
Meine Liebe Braut!
Deinem Wunsch gemäss schreibe
Dir ein paar Zeilen, mit deiner
langen Woche wie Du schreibst
hast vollkommen recht, s’geht
mir auch so, & der letzte Sonn-
tag war für mich lang & lang-
weilig, aber nicht nur wegen
dem Wetter! es fehlte eben
an etwas anderem, vielleicht
weist es Du mein Schatz!
aber die Zeit rükt jetzt doch
s’wird allmählich wieder Sonntag
hoffendlich wird auch s’Wetter
einwenig besser. (…)
(…) Also mein lieber Schatz
auf Wiedersehen am Sonntagmittag.
Mit Gruss & Kuss
von Deinem Bräutigam
Wilh.
Auch schönen Gruss
an Familie Postmeister’s
Briefbeispiel 5: LB_00165_0035
Metadaten
Briefscan
Transkription
Sehnsucht
Was einmal war, mag mir als schöner Traum er-
scheinen
Wen [- unleserlich -] es ein stilles Glück gebracht und frohe Lust.
Doch wenn man Lieb’ entzieht und unsre Augen weinen
Dann ist’s kein Traum dann ist es herber Schmerz,
Und einsam fühlt das gramerfüllte Herz
Wie einsam kalt und fremd die Welt ihm mag
erscheinen.
Mir zückt die Seele oft, wenn ich des Glücks ge-
denke
Das mir die Naehe, Deines Herzens bot
Und beten mocht’ ich heiss, dass unser Schiksal lenke
Noch einmal, dessen Schritt von Dir zu mir – –
Dass ich Dir sagen konnte – mir zu Dir – –
Wie lieb und auch – wie leidbedrückt ich Dein
gedenke.
M.L.
Dein Gedicht das ich jedoch erst machen musste.
Wo habe ich gefehlt?
Robi
Briefbeispiel 6: LB_00175_0007
Metadaten
Briefscans
Transkription
Seite 1:
Z[…], 9. II. 31
Mein liebes L[…],
Du lustiger Firlefanz,
Teu-teu-teu möchte ich auf den Tisch pochen. Verstehst
Du dies? Deine – na hör mal, was kam Dir wohl
in den Sinn – Deine vier Seiten waren gerade zu eine
Ueberraschung. Pass beim Kastor & Pollux nur auf, dass
Du mich nicht verwöhnst. Fast fürchte ich dafür, da nie
zuvor Dich solange hast mit einem Gedanken an
mich verweilen können, währenddem ich schon lange
an Dich geschrieben, länger an Dich gedacht & am
längsten wohl von Dir geträumt – zum mindesten
wachgeträumt habe. – Potztausend – Potz – Stern-
schnuppen – fällt mir ein als gerngesehenes nächt-
liches Phänomen – Du erinnerst mich an den
nächsten Sonntag vor einem Jahr – hm – schnalzen
könnte ich mit der Zunge dabei – die Lippen zurück-
saugen, dass selbst auf die Entfernung Z[…] – N[…]
hin Dein Brüstchen darob spitz werden möchte & und Du zu
zittern & beben anfingest wie auf jenem 1 1/2 m2 Boden-,
fläche, der dem Menschen genügen kann, um sich
glücklich zu fühlen, ein gewisses Geborgensein an der
Wange einen Lieben wie Du zu schätzen, verständnisvolles
Einandergutsein zu finden, Mensch zu Mensch sein
zu können ohne Hinterhalt, Hinterlist & Berechnung,
ohne instinktiv-bestialisch Sich-gebärden zu müssen,
sondern im sympathischen Sich gegenseitig sicher kennen
sinnlich & seelisch aus persönlichem Gefallen, aus
schicksalsmächtigem Geschehen, aus mitleidsvollem Wieder-
fühlen, aus abenteuerlicher Romantik, aus romantischer
Veranlagung, aus liebesdürftigem Sehnen & Schmachten
– ich wiederhole – sinnlich & seelisch zu lieben. [- Seitenwechsel -]
Seite 2:
So war es doch – wenn ich mich nicht täusche. Auch Du
stehst dazu – schriebst Doch so zaghaft-fesch von einer
gewissen Süssigkeit einer Champagnerstübchen Stimmungen,
Heimeligkeit & ungezwungener Lässigkeit – Da musst Du
bestimmt nicht zweifeln, ob auch ich daran denke. Freuen tut
es mich heute noch & insonders dadurch, dass auch Du eine
Freude daran gefunden, gehabt & ihrer Dich bestens erinnerst.
Lieb ist mir zu wissen, dass Du es süss empfunden & diese
Süssigkeit noch in Deinen Nerven fühlst – vielleicht dennoch
naschest oder naschen möchtest. – Gewiss – ich möchte, ich
könnte sie Dir wiederverschaffen, mit Dir teilen & selbst daran
betäubt an Deinem Herzen ruhen. „Sei mir nicht bös „
heisst es in einer Operette. Ich glaube annehmen zu dürfen,
dass Du meine Belastungsprobe erkennen magst. –
Nun – wann kommst Du heim – kann ich Dich in Z[…]
beim Zurückfahren sehen? Wann? Kannst Du Züge über-
springen usw. usw.. Kaum glaub ich nach Z[…] zu
fahren zwecks Fastnacht – Gern würde ich es Dir zu
liebe tun – doch – wenn überhaupt ich mich
[- unleserlich -] heuer amüsiere, so würde ich es am Theaterball
in Z[…] tun – den ich noch nie – hier – besucht. –
Ueberhaupt noch keinen hiesigen Carnevale –
Umständehalber also wage ich dies Jahr keine Extra-
fahrt für Narreteien. Wenn man so im elterlichen
Hause bemuttert & mit strengem Vaterernste zurück-
gebunden wird, muss man das Fliegen auf die Zeit
verlegen, wo keine Schranken einen hindern. –
Begreifst Du? –
Lass hören, ob ich Dich für einige Augenblicke wenigstens
bei der Durchfahrt – besser für einige Stunden, hier
sehen darf – Und nun Du drolliges, tolles, fesches Sapperlots-
Maidlein – lass Dich küssen, küssen, küssen, dass
all der Küsse müde Du in Dein Bett sinkest & von
süssen Gefühlen taumlige, liebefiebern zu träumen
anfängest, von unverbesserlich wohl meinenden
S[…]
Briefbeispiel 7: LB_00131_0001
Metadaten
Briefscans
Transkription
Seite 1:
W[…], 13.4.1943
Liebster P[…]!
Ich weiss einfach keinen Ausweg mehr. So oft ich einen Brief von
Dir bekomme, so oft werde ich ganz krank und sehne mich so wahn-
sinnig nach Dir, dass ich mich einfach nicht mehr beherrschen
kann. Es ist einfach furchtbar für mich, dieses ganze Verhältnis.
Dazu kommt immer der Gedanke, dass Du auch unglücklich bist, und
damit natürlich auch Dein Mädel. Und wer trägt die ganze Schuld?
Ich, natürlich, ganz allein, ich bin schuld an allem. Ich komme
mir vor wie eine Dirne, genauso, und was ich immer verachtet habe,
das alles bin ich nun geworden.
Schau, es geht einfach nicht mehr so weiter. Ich kann nicht mehr.
In der Nacht wache ich auf, und sehe S[…] vor mir, wie sie mich
traurig anschaut, und dann den Kopf verächtlich abwendet. Wenn ich
am Abend heimkomme, forsche ich immer mit Angst in den Gesichtern,
weil ich meine, meine Eltern hätten vernommen, dass wir uns noch
schreiben. Oh P[…], wie lieb ich Dich habe, das weiss nur ich
allein, aber jetzt kann ich nicht mehr. Ich glaube, meine Cousine
verachtet mich auch, denn jedes Mal, wenn ein Brief da ist, schaut
sie mich so, – wie soll ich sagen – kurios an, und sagt kein Wort.
Liebster P[…], wir wollen uns nicht mehr schreiben, wir müssen dem
ganzen Elend ein Ende machen, sonst weiss Gott, was ich noch tue.
Es geht einfach nicht mehr!
Ich glaube, es ist an mir, dem ganzen Elend ein Ende zu bereiten.
Und dies will ich auch tun. Es hat lange gedauert, bis ich das
schreiben konnte, und wie mir zumute ist, das weiss ich allein.
P[…], geliebter P[…], schreibe mir bitte noch ein letztes Mal,
dann …… nein, ich will nicht denken, es muss auch so weiter
gehen. Nur das will ich Dir sagen, dass ich Dich lieb habe, so unend [- Seitenwechsel -]
Seite 2:
lich lieb, und dass ich Dich nie, nie vergessen kann.
Wie banal doch diese Worte klingen! Aber gelt, Du weisst es ja,
wie sehr ich Dich lieb habe, und dass ich Dich auch weiterhin in
Gedanken begleiten werde.
Schau, wir haben so viele wunderbare Stunden zusammen erlebt! Wie
oft waren wir geradezu überglücklich! Deshalb dürfen wir nicht
verzagen! Vielleicht, vielleicht kommt doch noch einmal alles gut.
Zum letzten Mal lege ich Dir meine beiden Arme um den Hals, und
küsse Dich heiss, heiss und innig
Deine V[…]
PS.
Oh, Du mit Deiner Tour aufs Stockhorn! Ich kann Dir nicht sagen,
wie erschrocken ich war, als ich Deinen Bericht las. Aber das ist
wirklich ganz genau System P. Aber sowenig wie ich kannst Du
vor der Liebe davonlaufen. Das ist unsere Last, die uns das Schick-
sal beschert, und die wir tragen müssen, bis an unser Lebensende.
Tschau, tschau, liebster P[…]!
Briefbeispiel 8: LB_00397_0052
Metadaten
Briefscan
Transkription
P[…], 10. 03. 1955.
Ich liebe Dich!
Meinem lieben Spatz, einen ganz lieben Wochenend-
gruß von Ihrem Jungen.
Kommt Ihr nun? Hoffentlich!
Hast Du meinen Brief erhalten, den ohne Steuermarke?
Ich schrieb ihn gestern.
Wollte Dir nur schnell einen Gruß mit den ersten
Frühlingsblumen schicken (hab’ sie für Dich ge-
klaut). Hoffentlich halten sie sich!
So, daß ist eigentlich alles, was ich schreiben wollte.
Alles andere können wir ja dann wohl mündlich
abmachen – oder?
20 ganz, ganz liebe Wochenendküsschen im Voraus
Dein Lacki
Briefbeispiel 9: LB_00355_0217
Metadaten
Briefscan
Transkription
[- mit kleinerer Schrift in violetter Tinte -] 1. Dez. 1960 [- Ende der kleinen violetten Schrift]
Mein Heimelein, sei schön lieb und sieh
zu, dass du bald wieder nach Haus kommst.
Weißt du, Schätzchen, ich bin sehr, sehr glücklich!
Ich liebe dich, ganz doll!
Dein K[…]
Briefbeispiel 10: LB_00073_0002
Metadaten
Briefscan
Transkription
E[…], den 4.11.77
Lieber E[…]!
Es ist wirklich schwierig am Nachmittag nach Z[…] telefonisch
Anschluss zu bekommen. Leider ging mir mein Münzgeld aus
und einige Münzen hat der Apparat gar nicht angenommen,
so wurde unser Gespräch gerade am heikelsten Thema abge-
brochen. Ich habe deshalb von einer Telefonzelle angerufen, da
ich nicht wollte, dass zu Hause jemand mithört.
Jetzt versteh ich Deine Reaktion an diesem Donnerstagabend
in D[…], wenn Du im Hotel nach meinem Namen gefragt
hast. Warum hast Du mich denn nicht gleich zur Rede gestellt
und hast erst auf Umwegen über die H[…]
und der Autonummer Deinen Unmut geäussert?
[- im oberen Drittel des Blattes ist ein Bildaufdruck zu sehen, auf der ein Kinderpaar auf einem Weg geht. Der kleinere Junge hält eine Gans im Arm. -]
Briefbeispiel 11: LB_00696_0001
Metadaten
Briefscans
Transkription
Lieber E[…]!
Wie geht es Dir? Mir geht es schlecht,
weil ich nicht mehr bei Dir
bin, und weil am Montag die
Schule wieder anfängt. Aber wir
kommen in drei Wochen wieder.
Wie ist bei Euch das Wetter?
Bei uns scheint die ganze Zeit
nur die Sonne. Gestern war ich
bei unseren Nachbarn schwimmen.
Was machen Deine Tiere?
Meinen geht es allen gut.
Wenn ich komme dann
bringe ich Dir eine kleine
Schildkrote mit.
Ich weis nicht mehr was ich
schreiben soll.
(Schreibe bitte zurück)
[- über das ganze Blatt hinweg gemaltes Herz, in das zwei Pfeile angebracht sind und der Schriftzug -]
I love you [- Ende des Schriftzugs -]
Deine
J[…]!
Briefbeispiel 12: LB_00143_0001
Metadaten
Briefscans
Transkription
Seite 1:
Z[…], 1-2. August
Sali Schätzli,
Ich danke Dir vielmals für Deinen lieben
Brief. Ich hatte tatsächlich eine sehr harte Woche,
und sie ist noch lange nicht fertig. Zurzeit
sitzte ich hier im Wachtlokal und muss alle
2 Stunden Wache schieben. → Das ganze 46 Std.
lang!
Am Donnerstag hatten wir den ersten „grossen“
Marsch über 12 km. Dabei habe ich bereits
meine ersten Blatern kassiert. Ausserdem stehe
ich zurzeit praktisch mit allen Korporälen und
Lieutenant’s auf Kriegsfuss, da ich des öfteren
einfach ein bisschen zu langsam reagiere!
Einer der Korporäle sagte er wolle mir den
Kopf abbeissen und er mache mich schon noch
fertig. Mit dem telefonieren ist es im Moment
ganz extrem: für 500 Rekruten etc. nur noch eine <pb/>
Seite 2:
Telefonkabine, da eine kaputt ist.
Aber im Verhältnis zu einigen anderen Kameraden
geht es mir noch relativ gut. Blatern sind im
Moment die Hauptursache für die vielen, die im
KZ [- Abk. für militärisches Krankenzimmer -] waren.
Du kannst Dir sicher vorstellen, dass diese
Wache nach diesem hartem Marsch zur reinen Qual
wurde und noch ist.
Ich hätte nie gedacht, dass Du noch „soviel“
für Deinen Schnäpfer heuschen kannst. Sei
bitte nicht traurig, wenn ich aus diesen Saft-
laden draussen bin, kaufen wir uns einen
lässigen Flitzer! Ich freu mich riesig auf Dich
und auf B. Jetzt bin ich wieder grässlich
Müde. Oahh! Übrigens habe ich Dein Taschen-
messer noch nicht erhalten → habe Dir dafür einen
Sack voll Wäsche geschickt! Besonders lange Unter-
hosen und Socken sind bei mir Mangelware.
Alles liebe und bis auf bald mis Müsli Dein
Wuschel!
Briefbeispiel 13: LB_00500_0002
Metadaten
Briefscans
Transkription
7.8.97
Pension M[…]
2[…] H[…]-K[…] GERMANY
Lieber M[…],
heute ist Mittwoch, irgendwann
im August. Wir sind von H[…] nach
K[…] gesegelt oder besser: motort
denn leider läßt uns der Wind im
Stich. Es ist warm, eben südlich ma-
ritim hier, und man hat so [- Wort links doppelt unterstrichen -] viel
Zeit. Manchmal sitz ich vorn am
Boot, vor mir das blaue Wasser,
Inseln so weit das Auge reicht, und
versuch mir, Dich [- Wort links unterstrichen -] vorzustellen. Dann
zähl ich die Tage, bis ich wieder mit Dir
Zusammensein kann. Heute kreuzte ein Delphin unsere Fahrrinne.
Ob das irgend etwas Gutes zu bedeuten hat? Ich denk viel an Dich. T[…]